D-Juniorinnen: Ein Matchtag aus der Sicht eines Vaters

"Besammlung wie immer eine Stunde vor dem Match" schrieb das Trainerduo Saskia und Reto in den Gruppenchat der D-Juniorinnen des Teams Niesen. Auf dem Programm stehen die letzten beiden Spiele der Saison 22/23 in der Gruppe 28. Die beiden Gegner heute heissen UH Lejon Zäziwil und UH BEO II. Matchbeginn gegen die Lejons ist 09.55h. Ich rechne zurück. 08.55h Besammlung in Zollbrück, wo die beiden Matches stattfinden. 45min Fahrzeit von Thun nach Zollbrück. "Los, vorwärtsmachen. In 10min, um 08.10h, müssen wir fahren", rufe ich meiner mittleren Tochter Elin, welche das Tor bei UH BEO III hütet, und meinem Sohn Nino, welcher uns jeweils an den Turniertage begleitet, zu.
Der Fahrplan stimmt. Pünktlich treffen wir bei der Halle in Zollbrück ein. In der Halle ist es sehr laut, es sind bereits zwei Matches im Gange. Die beiden Trainer und die anderen Spielerinnen finden wir sofort. Elin verschwindet mit ihren Teamkolleginnen in der Kabine um sich vorzubereiten. Da es noch eine Stunde dauert, bis der Match beginnt, hole ich mir einen Kaffee und unterhalte mich mit anderen Eltern. Einige Zeit später steht das Team auf dem Spielfeld und wärmt sich auf. Hier merkt man, die Abläufe sind einstudiert und äussert präzise. Saskia steht auf dem Feld und gibt Anweisungen. Abwechslungsweise springen die Spielerinnen um Saskia, welche rund 5 Meter vor dem Tor steht, herum und schiessen dann auf das Tor. In regelmässigen Abständen werden die Übungen geändert. Kurz vor dem Match sammeln sich alle Spielerinnen und Saskia beim Tor von Elin. Saskia gibt die letzten Anweisungen. Nachdem sich Saskia in Richtung Spielerbank aufgemacht hat, singt das Team zusammen das "Vogellisi"-Lied.
Pünktlich um 08.55h gibt die Schiedsrichterin den Startpfiff. Man erkennt sehr schnell, dass dieses Team nicht das erste Mal zusammen spielt. Die drei Spielerinnen, welche auf dem Feld sind, wissen genau was zu tun ist. Um das Spiel zwischendurch ein wenig zu beruhigen, nimmt die ballführende Spielerin den Ball und geht hinter das eigene Tor. Hier wartet Sie, um wenig später den nächsten Angriff zu starten. Torchance hier, Torchance da, beim einem Unihockeymatch läuft immer etwas. In der Halle ist es nach wie vor sehr laut, da auch auf dem Nachbarsfeld ein Spiel läuft. In regelmässigen Abständen ruft Saskia "wächsle" auf das Spielfeld. Die drei Spielerinnen auf dem Feld lassen sich sofort durch die nächsten drei auf der Bank auswechseln. Alles geht sehr schnell, denn ein Fehler beim Wechseln kann, je nach dem, zu einem Gegentor führen. Nach zwei Minuten gelingt dem Team Niesen das Führungstor. Die Spielerinnen auf dem Feld und auf der Ersatzbank jubeln kurz, konzentrieren sich aber danach sofort auf den erneuten Spielbeginn.
Das Trainerduo am Spielfeldrand ist ebenfalls sehr konzentriert und gibt gezielt Anweisungen. Während Saskia sich auf die Wechsel konzentriert, gibt Reto von Zeit zu Zeit den Spielerinnen auf der Ersatzbank, in einer sehr ruhigen und angenehmen Art, Einzelanweisungen. Es werden Spielsituationen, die gerade eben passiert sind, anhand einer Spieltafel diskutiert. Reto erklärt, wie die Spielerinnen es das nächste Mal besser machen können. "Wenn der Gegner von dieser Seite kommt, musst du den Rücken auf diese Seite drehen und den Stock so halten", instruiert Reto. Die Spielerin hört konzentriert zu. Das Spiel plätschert so dahin. Zwar kommen beide Teams zu Chancen, Tore fallen bis zur Pause allerdings keine mehr. In der Pause zieht sich das Team unter die Tribüne zurück.
Das Trainerduo ist mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden und fordert die Spielerinnen zu mehr Kampf und Leidenschaft auf. Um ein Zeichen zu setzen, werden die drei Linien umgestellt. Und tatsächlich, nach der Pause dauert es nicht lange, bis die getroffenen Massnahme Wirkung zeigt. Nach zweieinhalb Minuten fällt das 2:0, nach fünf Minuten gar das 3:0. Das Spiel von BEO ist nun merklich besser und der Widerstand des Gegners gebrochen. Drei weitere Tore schiesst BEO in der zweiten Hälfte. Es stellt sich nur noch die Frage, ob das Team ein Shutout, das heisst ein Sieg ohne Gegentor, feiern kann. Dies ist leider nicht der Fall. Drei Minuten vor Schluss gelingt dem Gegner nach einer schönen Kombination das 6:1. Das wars, weitere Tore fallen keine mehr. Zehn Sekunden vor Schluss ertönt es von der BEO Bank "10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, .... Yeaaaaaah"! Alle Spielerinnen springen zum Tor von Elin und feiern zusammen den Sieg. "Wär nöd gumped isch kein BEO", singen die Spielerinnen hüpfend vor dem Tor.Die Freude und die Erleichterung über den Sieg ist gross. Lange kann allerdings nicht ausgeruht werden, der nächste Match gegen das "eigene Team", BEO II Team Gantrisch, steht an. Vorher werden die Spielerinnen der Lejons mit einem Handshake verabschiedet.
Gegen die UH BEO II und somit gegen Kolleginnen, spielt meine Tochter überhaupt nicht gerne, was ich verstehen kann. Und dennoch geht das letzte Spiel der Saison 22/23 gegen eben dieses Team. Obwohl sich die beiden Teams sehr gut kennen, gibt es ein richtiges Torspektakel. Zur Pause steht es erst 3:1 für das Team Niesen. Reto fordert in seiner Pausenansprache die Handbremse zu lösen und mehr Risiko einzugehen. Dies gelingt dem Team zum Beginn der zweiten Halbzeit zuerst nicht. Nach einer Minute erhält das Team Niesen den 3:2 Anschlusstreffer. Aber das Team Niesen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und hält am einstudierten Spielsystem fest. Mit drei Toren innerhalb von 2 Minuten wird die Führung auf 6:2 ausgebaut. Am Schluss heisst es 10:4 für das Team Niesen.
Das Schönste kommt am Schluss. Beide Teams treffen sich am Mittelkreis und singen das "Wär nöd gumped isch kein BEO" gemeinsam. Die Spielerinnen umarmen und verabschieden sich. Zum Ende des Matches hat sich Reto noch eine besondere Überraschung ausgedacht. Für die Spielerinnen hat er Kinderchampagner organisiert. Vor den Eingangstoren lassen sie die Korken knallen und feiern den souveränen Gruppensieg in der Gruppe 28. Kein einziger Match wurde in der gesamten Saison verloren. Bravo, was für eine tolle Leistung! Jetzt gilt es sich auf das Finalturnier, welches im Mai stattfindet, vorzubereiten. Für dieses Finalturnier haben sich übrigens beide Teams der D-Juniorinnen, also Team Niesen und Gantrisch, qualifiziert. Das zeigt einmal mehr, was für super Arbeit in diesem Verein verrichtet wird. Für mich jedenfalls geht ein spannender Spieltag zu Ende und ich freue mich bereits auf das Finalturnier im Mai in der eigenen Halle in Seftigen.